Münchner
Vorstadt-Hochzeit anno 1905 im Hofbräuhaus München
Vor dem dem Hofbräuhaus am Platzl in München ist immer ein grosser Auftrieb. Touristen aus aller Welt bestaunen und fotografieren das berühmteste Wirtshaus der Welt. Am Freitag, 11. Juni 2010, war teilweise kein Durchkommen mehr. Ein Japaner fragt, was ist denn hier los, sind die Münchner immer so seltsdam gekleidet ? Polizei, Militär, Waschermadl, honorige Bürger, alle in Kostümen der Jahrhundertwende. Die Lösung des Rätsels: "Die Vorstadt-Hochzeit anno 1905", Münchens beliebtester Künstlerball, eine Parodie einer Hochzeit aus der Münchner Vorstadt.
Der Ruf Münchens
wurde damals begründet von gestandenen Bürgern, hochnoblen Honoratioren, sowie
berühmten und ebenso schrulligen Künstlern, wie Ludwig
Thoma, Olaf Gulbransson, Liesl Karlstadt, Ludwig Schmid-Wildy, Michl Lang oder
Ernst Maria Lang
Es war im Jahr 1908,
da hatte ein gewisser Karl Arnold eine Idee. Er war ein ‚zugereister’
Karikaturist, Mitarbeiter des Simplicissimus und Treibauf einer Schwabinger
Runde, zu der die Maler Albert Weisgerber, Willi Geiger, Max Unold und andere
gehörten. Denen fiel immer allerhand ein...
Arnold hatte nun
die Absicht, mit einem Kostümball eine ehrbare Vorstadthochzeit zu parodieren!
Da gab es dann
den Einzug des Veteranenvereins, des Gesangvereins oder die Parade des
Jungfrauenvereins (Die Jungfrauen haben sich übrigens bis heute gehalten!). An einem
weißgedeckten Tisch saß das Brautpaar samt Verwandtschaft, in einem Kinderwagen
wurde bereits vorhandener Nachwuchs hereingeschoben
König Ludwig I.
erschien in einem Theaterstück, auch Kaiser Wilhelm II. fehlte nicht, im
Lodenanzug mit Kürassierhelm, auf der Suche nach Ludwig Ganghofer...
In den 20er
Jahren wurde es still um die „Münchner Vorstadthochzeit“, das Fest geisterte
als wehmütige Erinnerung herum. Zwei Jahrzehnte vergingen, München lag im
Schutt, da arrangierte 1951 eine kleine Gruppe im Kreuzbräu in der Hackenstraße
das Fest neu.
Aber erst 1958
nahm die Vorstadthochzeit wieder Fahrt auf, angeschoben durch ein Komitee
bestehend aus den Rechtsanwälten Claus Bastian und Hans Pixis, dem bayerischen
Dramatiker Hans Fitz und seiner Frau Ilse, dem Innenarchitekten Hans Ley und
dem Bohemien Edi Sohler.
Die Herren
nutzten ihre weitverzweigten gesellschaftlichen Beziehungen in der Stadt, um
die richtigen Leute einzuladen.
Das Fest im „Zum
Franziskaner über der Klause“ in Harlaching besaß einen unvergleichlichen
Glanz. Alles kam in der Mode um die Jahrhundertwende: Leutnants in himmelblauen
bayerischen Uniformen, Coleurstudenten, Lebemänner, Maler, Literatenbohemiens,
Vorstadttypen und atemberaubend korsettierte Damen. Der Einzug der
Jungfrauenkongregation „Weiße Lilie“ war ergreifend, ihr falscher Gesang rührte
zu Tränen.
Das Brautpaar
erlebte beim Hochzeitsessen rührselige Ansprachen und einen handfesten Krach.
Und dann kam das
„Festspiel“, bei dem jetzt Märchenkönig Ludwig II. als Volksbeglücker auftrat.
Dargestellt wurde er vom hünenhaften Karikaturisten Ernst Maria Lang.
Seither sind
viele Jahre vergangen, aber der Geist aus den Anfängen weht immer noch auf
diesem Künstlerball! Und so waren
auch heuer bei der „Vorstadthochzeit“ interessante „Gestalten“, pfiffige
Einlagen, skurrile Darbietungen und vor allem viel Musikabei.
Schwelgen in
nostalgischen Klängen, und das Tanzbein schwingen (Münchner Francaise,
Polonaise, Polka, Walzer…) in Kleidung und
Kostümen um 1905: Vom Bäcker bis zum Baron, vom Küchenmädel bis zur Komtesse
ist alles erlaubt! Auch die echte Tracht ist gern gesehen
Hochzeitspaar 2010 waren die ehr- und
tugendsame Clarissa Tausendschön (Teresa Rizos), Seifensiedertochter,
und der ehrengeachtete Bonifaz
Allgeier (Maxi Schafroth), Ökonom und Odel-Cologne-Lieferant.
Unter den Gästen: die Schauspielerinnen Conny Glogger, Christiane
Blumhoff, Veronika von Quast und Petra Perle, sowie ihre Kollegen Winfried
Frey, Gerd Deutschmann
und Werner Rom.
Fotos bitte auf Weiter klicken..........
Info: www.vorstadthochzeit.de
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